Empfehlungen für das Wochenbett in der Chinesischen Medizin

In der Traditionellen Chinesischen Medizin ist die Lebensführung und die Ernährung in der Schwangerschaft, nach der Geburt und im Wochenbett sehr wichtig. Mit diesem Thema befasst sich die Chinesische Medizin seit mehr als 2000 Jahren.

Mit der Geburt kommt es aus der Sicht der Chinesischen Medizin zu einem Mangel von Xue (Blut), Qi (Lebenskraft), Yin (Körperflüssigkeiten) und Jing (Essenz). Die Kraft, welche die Frau zur Geburt benötigt, erschöpft nämlich das Qi. Der Blutverlust bei der Geburt verletzt das Xue (Blut) und das Yin (Körperflüssigkeiten). Das Baby hingegen verbraucht bis zur Geburt das Jing (Essenz). Dadurch sind die Substanzen im Körper geschwächt, der Körper befindet sich somit in einem relativen Leere-Zustand.

Zugleich muss nach der Entbindung genug Muttermilch gebildet werden um das Baby zu füttern. Die Muttermilch ist eng verwandt mit dem Blut (Xue), sie ist eine Transformation des Blutes selbst.

Neben diesem Erschöpfungszustand macht der Leere-Zustand die Wöchnerinnen anfällig für Stagnationen (insbesondere Blutstagnation) und für das Eindringen äußerer pathogener Faktoren in den Körper. Äußere pathogene Faktoren sind Wind, Kälte, Hitze, Sommer-Hitze, Feuchtigkeit und Trockenheit. Für die Körperabwehr brauchen wir genug Qi-Reserven. Ist das Qi schwach, so wird die Abwehr (Wei-Qi) ebenso schwach. Das Qi bildet die Grundlage für das Wei-Qi.

Deshalb ist die Lebensführung in dieser Zeit besonders wichtig um chronische Erschöpfungszustände vorzubeugen und die Kraftreserven aufzutanken. In der Chinesischen Medizin wird größte Sorgfalt auf das Wochenbett gelegt. Die Zeit im Wochenbett ist eine sensible Phase. Der Körper der Frau ist offen und braucht Zeit zum Verschließen.

Im Wochenbett sollte die Zeit von Ruhe und Genuss geprägt sein. Für die neue Lebenssituation mit dem Kind sollte bewusst Raum geschaffen werden. Mit dem Baby entstehen in der Familie für alle betroffene neue Rollen und Identitäten, egal ob bei Mutter, Vater oder bei Geschwisterkindern.

Nach den chinesischen Klassikern sollten die Wöchnerinnen einen Monat das Gebärzimmer nicht verlassen. Sie sollten nicht sitzen, nicht aufstehen, nur halb liegend und halb auf Kissen gestützt sitzend die Zeit verbringen. Die Fenster und Türen in diesem Raum werden damals verschlossen. Die Frau wird mit warmen Decken und warmer Kleidung gegen Wind und Kälte, d.h. vor äußeren pathogenen Faktoren, geschützt. Die Wöchnerinnen werden von Familienangehörigen und Helfern bekocht.

Die höchste Priorität im Wochenbett sind Ruhe und ausreichend Schlaf, Entspannung und Erholung von den Strapazen der Schwangerschaft sowie von der Geburt. Etwa einen ganzen Monat sollte das Wochenbett gepflegt werden. Deren Einhaltung hat für die Frau einen unschätzbaren Wert auf den späteren Gesundheitszustand.

Auch den Partner gilt es, in diesen Prozess mit einbeziehen. Der Partner kann das Wochenbett mit organisieren und unterstützen durch bspw. Kochen, Einkaufen etc.

Neben der Lebensführung hilft die Ernährung den Wöchnerinnen, ihre Kraft schnell wieder zu bekommen. Traditionell werden Kraftsuppen gekocht und in dieser Zeit getrunken. Die Besonderheit dieser Kraftsuppen ist die lange Kochzeit von mehreren Stunden bis zu mehreren Tagen. Durch das lange Kochen wird die Essenz der Nahrung vollständig ausgeschöpft und wirkt unheimlich stärkend für den Körper.

Für die Kraftsuppen werden saisonales Gemüse und wenig Fleisch genutzt. Nach dem langen Kochvorgang wird die Suppe zunächst kalt gestellt und portioniert, sodass täglich eine Schale davon getrunken werden kann. Sie ist mehrere Tage im Kühlschrank haltbar und wird täglich zum Verzehr erwärmt. Die ausgewogene und nahrhafte Ernährung wirkt sich ebenfalls positiv auf die Milchbildung aus.

Ihr findet in meinem Blog zwei Rezepte für die Kraftsuppe im Wochenbett.

Neben den gängigen Kraftsuppen gibt es meine heißgeliebte „ Die Wochenbettsuppe“, welche mit chinesischen Pflanzen zubereitet und getrunken wird. Der Unterschied ist, dass zu dieser Suppe von Anfang an chinesische Kräuter für die Qi- und Blutbildung hinzugefügt und mitgekocht werden und die Suppe dadurch zu einem Power-Tonikum wird.

Weitere allgemeine Ernährungsempfehlungen für das Wochenbett sind

Gut bekömmlich ist: Hirse, Hafer, Dinkel, weißer Reis, Polenta, Mais-, Weizen-, und Gerstengrieß in Suppen oder als warmer Brei. Gemüsesorten wie Pastinaken, Sellerie, Mohrrüben, rote Beete, Süßkartoffeln, Fenchel, Kürbis, Zucchini u.v.m. sind ebenfalls bekömmlich.

Gemüse und Obst ebenfalls gekocht oder gedünstet verzehren. Ausreichend Trinken nicht vergessen. Nüsse und getrocknete Früchte sind gut für Zwischendurch.

Gemieden werden sollen: Nahrungsmittel mit scharfem Geschmack wie Chili, Muskatnuss, Pfeffer, Curry, Zimt. Diese Nahrungsmittel schädigen das Yin. Keine kalten und rohen Lebensmittel wegen der Kälteschädigung des Funktionskreises Milz und Magen. Milz und Magen sind nämlich die beiden Organe, die Qi und Blut bilden. Sie sind die Quelle des Nachgeburtlichen-Qi, d.h. sie bilden die Basis für unsere tägliche Kraft und Blutreserven.

Keine Fertiggerichte und Tiefkühlkost verzehren, denn die Qualität der Nahrung ist deutlich schlechter.

Bei Getränken bitte keine kalten Getränke. Milchprodukte reduzieren oder weglassen, sie schwächen die Mitte (Milz und Magen). Kaffee, Schwarztee, Grüntee nicht einnehmen. Sie sind nämlich harsch und trocknen durch das Bittere die Körperflüssigkeiten und schädigen das Yin.

Kein Alkohol und Zigaretten. Und keine Diäten.