Frauengesundheit

 

Die Traditionelle Chinesische Medizin beschäftigt sich seit ihren Anfängen sowohl mit der Entstehung des neuen Lebens, als auch mit dem weiblichen Sexualleben, der Menstruation, Fruchtbarkeit, Schwangerschaft und der Geburt.

Die Frauenheilkunde hat in der Traditionellen Chinesischen Medizin tiefe Wurzeln. Die ersten Aufzeichnungen und Texte reichen bis in die Han-Dynastie in der Zeit von 206 v. Chr. bis 220 n. Chr. zurück.

 

Reifezyklen der Frau

Zwar wussten die Urväter der Chinesischen Medizin noch nichts von den hormonellen Abläufen im menschlichen Körper. Doch die körperliche Entwicklung und jegliche Veränderungen wurden mit dem bloßen Auge beobachtet. Daraus entwickelten sich die Reifezyklen der Frau und des Mannes.

Reifezyklen beschreiben sowohl die weibliche als auch die männliche sexuelle Entwicklung und Reproduktionsfähigkeit. Bei der Frau erfolgt die Entwicklung in sieben 7-Jahresrhythmen und beim Mann in acht 8-Jahresrhythmen. Heute weiß man aus der westlichen Medizin, dass diese Zyklen mit dem Hormonhaushalt gleichzusetzen sind.

Wichtig für die sexuelle Reifung, das Einsetzen der Menstruation, für eine regelmäßige Menstruationsblutung und der Empfängnis, ist der Zustand des Blutes und eine ausreichende Qi-Produktion. Ein weiterer wichtiger Faktor für die Reifezyklen ist der gute Zustand der Nieren-Energie, d.h. des Nieren-Yang und des Nieren-Yin, sowie die Essenz selbst (Jing). Die Niere ist die Wurzel des Lebens, sie speichert das Jing. Sie ist verantwortlich für die Pubertät, Fruchtbarkeit, Schwangerschaft und entsprechend auch für die Menopause.

 

Die Menstruationsblutung, das "Himmlische Wasser"

Etwa im Alter von 14 Jahren (2x7 Jahre) ist das junge Mädchen in der Lage, genug Blut und Qi zu bilden. Der Überschuss an Blut und Qi wird nun an die Gebärmutter abgegeben und dort gespeichert. Man spricht von einem Überfließen des Blutes und die Menarche, die erste Menstruation, setzt ein. Die erreichte Geschlechtsreife wird auch als Ankunft des „Himmlischen Wassers“ beschrieben. Ist das Himmlische Wasser (Tian Gu) in ausreichender Menge vorhanden, setzt die Menstruationsblutung ein. Das Tian Gu ist kein normales Blut, es hat seinen Ursprung in den Nieren und aus der Nieren-Essenz (Jing) und wird mit Hilfe der Milz, Magen und dem Herzen gebildet und von der Leber zur Verfügung gestellt.

Etwa im Alter von 49 Jahren (7x7 Jahre) ist die Frau energetisch betrachtet nicht mehr in der Lage, einen Überschuss an Qi und Blut zu bilden und abzuspeichern, da die Nieren-Energie und die Essenz geschwächt sind und der Uterus nicht mehr gefüllt werden kann. Die Menstruationsblutung hört dann allmählich auf und die Menopause setzt ein.

Der Uterus (Bao Gong) wird in der TCM nicht als isoliertes Organ gesehen, sondern man zählt die Eierstöcke, den Eileiter und den Gebärmutterhals dazu.

Die Gebärmutter wird in machen Quellen auch als "Palast des Kindes" bezeichnet. Sie hat mehrere Funktionen: sie speichert und scheidet das Menstruationsblut aus, speichert die Essenz, löst den Eisprung aus, empfängt die Spermien und trägt und versorgt den Embryo bis zur Geburt.

 

Der Menstruationszyklus und die Menopause in der Traditionellen Chinesischen Medizin

Die Menstruation ist ein Spiegel des Qi- und des Blutzustandes im Körper. Beteiligte Organe bzw. Haupt-Leitbahnen an der Menstruation und der Menopause sind: Nieren, Milz, Magen, Herz und Leber. Neben diesen Leitbahnen gibt es noch weitere außerordentliche Meridiane, die auch außerordentliche Gefäße oder Wundermeridiane genannt werden. Sie haben bis zur Menopause einen wichtigen Einfluss auf die weibliche Geschlechtsreife, Fruchtbarkeit und Schwangerschaft.

Die sog. Wundermeridiane sind wie tiefe Reservoire des Körpers und sowohl beim Mann als auch bei der Frau gleichermaßen angelegt. Sie entstehen schon in der Embryonalentwicklung und bestimmen die Reifezyklen des Menschen mit. Sie sind Auffangbecken sowohl für das Qi als auch für das Blut und speichern die überschüssige Energie ab. Die wichtigsten Wundermeridiane für die Frauengesundheit sind das Penetrationsgefäß (Chong Mai), Konzeptionsgefäß (Ren Mai), Lenkergefäß (Du Mai) und das Gürtelgefäß (Dai Mai). Die Wundergefäße stehen in enger Beziehung zur Niere.

 

Chong Mai (Penetrationsgefäß)

Der Chong Mai ist das "Meer des Blutes", er reguliert die Menarche, die Menses und die Menopause. Die Leitbahn des Chong Mai beginnt zwischen den Nieren, durchläuft die Gebärmutter und wandert über das Abdomen und den Brustkorb und hat ebenfalls einen Einfluss aufs das Herz. Das Penetrationsgefäß hat die überragend wichtige Aufgabe, die Organe mit Qi und Blut zu versorgen sowie das Blut zu ernähren und zu regulieren. Insbesondere bringt er das Blut in die Gebärmutter, in den Bauch, Brustkorb und ins Herz.

Die Stagnation oder Schwäche des Chong Mai zeigt sich in Form von: schmerzhafter Menstruation (Dysmenorrhoe), Ausbleiben der Mens (Amenorrhoe), zu starker oder zu langer Menstruation (Menorrhagien), Unfruchtbarkeit und Myomen. Weitere Symptome sind ein Druckgefühl in der Brust und Herzschmerzen sowie Herzrasen. Diese typischen Beschwerden treten u.a. in der Menopause auf, weil das Penetrationsgefäß geschwächter ist.

 

Ren Mai (Konzeptionsgefäß)

Die Leitbahn des Ren Mai beginnt zwischen den Nieren, geht durch den Uterus und zieht an der Körpervorderseite auf der Mittellinie hoch und endet am Kopf. Der Ren Mai ist das Meer des Yin, er vernetzt alle Yin-Leitbahnen des Körpers miteinander. Er speichert die Yin-Substanzen, das Jing, Blut und die Körperflüssigkeiten und stellt sie bei allen hormonellen Veränderungen zur Verfügung (Pubertät, Schwangerschaft und Menopause). Der Ren Mai reguliert u.a. auch die Fruchtbarkeit und ernährt den Fötus.

Bei Stagnationen oder Schwäche des Ren Mai zeigen sich unterschiedliche Symptome. So kann bei jungen Frauen ein unerfüllter Kinderwunsch auftreten, sie können seelisch verkrampft und gefühlskalt sein. Es können Blutungen in der Schwangerschaft auftreten, Sodbrennen, Übelkeit und Erbrechen in der Schwangerschaft.

Der Ren Mai wird neben den oben genannten Beschwerdebildern häufig bei Beschwerden im Klimakterium eingeschaltet. Es hilft insbesondere bei Hitzewallungen, Nachtschweiß, Kopfschmerzen, Druckgefühl im Brustkorb, Herzklopfen und Unruhe, sowie bei depressiver Verstimmung. Des Weiteren zur Behandlung bei zu starker männlicher Behaarung bei Frauen, Eierstockzysten, Myomen und Juckreiz in den Genitalien (durch Trockenheit), u.v.m. eingesetzt.

 

Du Mai (Lenkergefäß)

Auch die Du Mai-Leitbahn beginnt mit seinem Verlauf zwischen den Nieren, geht zum Uterus, zieht dann hinten auf der gesamten Wirbelsäue hoch und endet am Kopf. Der Du Mai ist das Meer des Yang. Er kontrolliert und überwacht alles Yang im Körper und alle Yang-Meridiane. Das Yang ist die dynamische, treibende und wärmende Kraft im Körper. Es ist verantwortlich für die Kraft und sexuelle Energie. Er gibt die Stabilität im Rücken und macht die Beweglichkeit der Wirbelsäule möglich. Außerdem ernährt er das Gehirn und ist an der geistigen Entwicklung beteiligt.

Der Du Mai spielt bei der männlichen Sexualität eine wichtigere Rolle als bei der Frauengesundheit. Bei Erschöpfung und Leere des Du Mai zeigen sich folgende Pathologien bei Frauen: chronische Blasenschwäche, viel weißer Ausfluss, Hämorrhoiden, Unfruchtbarkeit, Uterusprolaps, kalter Uterus, u.v.a.

 

Dai Mai (Gürtelgefäß)

Der Dai Mai ist die einzige horizontale Leitbahn im Körper, er liegt wie ein Gürtel um die Taille und teilt den Körper in zwei Hälften. Er verbindet und harmonisiert die obere und untere Körperhälfte und den Qi- und Blutfluss zwischen unten und oben. Bei einer Störung des Dai Mai kann dieser Gürtel bildlich gesehen entweder zu locker oder zu eng sein. Ist der Gürtel zu locker zeigt sich das als Organprolaps oder Schwäche in den Beinen. Ist der Gürtel zu eng, können das Qi und Blut zwischen oberer und unterer Körperhälfte nicht ungehindert fließen. Infolgedessen kommt es zu Stagnationen und Blockaden. Mögliche Stagnationssymptome sind: u.a. Hüftprobleme, Zystitis, roter oder gelber Ausfluss, Hitze in den Genitalien, Kopfschmerzen unter Stress, die auch einseitig auftreten können. Über den Dai Mai kann man wunderbar jeglichen pathologischen Ausfluss behandeln.

 

Milz und Magen

Die Milz und der Magen sind die beiden Organe, die unsere Nahrung und Flüssigkeiten aufnehmen, diese transformieren und daraus Qi und Blut bilden. Sie sind die Quelle des Nachgeburtlichen Qi (Lebensenergie) und stellen dem Körper Blut und Qi für alle Funktionen zur Verfügung. Wird ausreichend Blut gebildet, so geht dann das überschüssige Blut von der Milz in den Chong Mai und wird dort ins Menstruationsblut umgewandelt und für die Menstruationsblutung zur Verfügung gestellt. Bei einer Schwäche der Milz wird nicht ausreichend Blut gebildet, heißt auch dass das Blut ebenso für die regelmäßige Menstruation fehlt.

Die Milz hat außerdem die Aufgabe, das Blut in den Gefäßen und Organe an ihrem Platz zu halten.

In der Gynäkologie zeigt sich die Milz-Qi-Schwäche als: schwache Regelblutung oder auch als schleppender Anfang der Mens. Manchmal bleibt die Regelblutung gar gänzlich aus (Amenorrhoe). Wird das Blut nicht in Gefäßen gehalten, kommt es zu Zwischenblutungen, Schmierblutungen oder zur verstärkten Menstruationsblutungen. Es können ebenso Organabsenkungen oder Prolapse, wie der Gebärmutterprolaps auftreten. Die Milz hält außerdem den Embryo in der Schwangerschaft im Uterus. Ist die Milz schwach, kann die Frucht abgehen und einen Abort auslösen.

 

Herz

Das Herz hat eine besondere Verbindung zur Gebärmutter. Man spricht von einem Sondergefäß, welches den Uterus mit dem Herzen verbindet (Bao Mai) und das Herz bildet das sogenannte „Himmlische Wasser“ (Tian Gu) mit. So wird über diese Sonderverbindung die Gebärmutter vom Herzen mitversorgt. Das Herz regiert außerdem die Blutgefäße im Körper und gibt dem Blut seine rote Farbe.

Ist das Bao Mai, das Gefäß zwischen Herz und Gebärmutter, blockiert, bleibt die Regelblutung aus. Auch bei starken emotionalen Problemen kann die Menstruation wegen dieser besonderen Verbindung aussetzen.

Niere

Die Rolle der Niere hatte ich oben schon mehrfach erwähnt. Sie bildet die Basis aller Lebensvorgänge im Körper, sie macht unsere angeborene Konstitution, die angeborene Anlage von den Eltern aus. Sie speichert die Essenz und stellt das Yang für alle Organe zur Verfügung. Sie stimuliert alle sexuellen Abläufe und bestimmt die Reifezyklen, d.h. sie reguliert unsere gesamte Sexualität und unsere Reproduktionsfähigkeit. Dies gilt sowohl beim Mann als auch bei der Frau. Die Niere wärmt auch den Uterus. Sie beherbergt das Ming-Men-Feuer (Tor der Vitalität), das auch Nieren-Yang genannt wird.

Bei einer Schwäche der Nierenfunktion treten u.a. folgende Beschwerden auf: fehlender Eisprung, Ausbleiben der Regelblutung, Libidoverlust oder Unfruchtbarkeit. Bei Erschöpfung des Nieren-Yin beginnt das Klimakterium auch deutlich früher.

 

Leber

Die Hauptaufgabe der Leber besteht darin, im gesamten Körper freien und geschmeidigen Qi- und Blutfluss zu gewährleisten. Sie speichert außerdem neben dem Uterus das besondere Blut für die Mens, man spricht dabei vom Leber-Blut. Die Leber reguliert bei der Menstruation die abgehende Blutmenge und sorgt dafür, dass für die Regelblutung genug Qi und Blut vorhanden sind. 

Liegt eine Leber-Blut-Schwäche vor, weil entweder insgesamt im Körper die Blutproduktion reduziert ist, oder weil die Leber sich selbst im Schwächezustand befindet, treten auf: schwache oder verspätete Regelblutung, Ausbleiben der Regelblutung (Amennorhoe), verlängerter Menstruationszyklus, Schwäche und Kopfschmerzen nach der Regelblutung oder Schlafstörungen während der Mens.

Da die Leber die Nägel und Haare mit versorgt, sind brüchige Fingernägel und Haarverlust ebenfalls als Folge eines Leber-Blutmangels möglich. Des Weiteren ist die Leber anfällig für emotionale Belastungen wie Stress, Ärger, Wut und Frust. Die emotionalen Probleme führen zu Stagnationen in der Leber und entsprechend zu Stagnationen im Leber-Qi- und im Blutfluss. Zirkulieren das Qi und das Blut nicht frei, kommen jetzt Beschwerden hinzu wie: schmerzhafte Regelblutung, Prämenstruelles Syndrom (PMS), Brustspannen, Engegefühl im Thorax, große Stimmungsschwankungen vor der Mens, Traurigkeit, Depressionen, Krämpfe und Schmerzen während der Regelblutung.

 

Menopause

Ab dem Alter von 35 Jahren (5x7 Jahre) werden Milz und Magen energetisch schwächer, es werden nicht mehr so viel Qi und Blut produziert. Die Reserven werden nicht mehr vollständig aufgefüllt. Auch das Nieren-Qi und die Nieren-Essenz (Jing) nehmen physiologisch ab. Yin- und Blutmangel sind schleichende Prozesse und können über Jahre hinweg bestehen. Deshalb zeigen sich die Symptome der Menopause erst später.

Im Alter von 49 Jahren (7x7 Jahre) sind in der Regel der Chong Mai und Ren Mai vollständig leer und das „Himmlische Wasser“ ist vertrocknet. Deshalb versiegt ab Ende 40 die Menstruation und die Frau ist nicht mehr fruchtbar.

Die Energetik der Wundergefäße als auch der anderen Leitbahnen ändert sich mit Beginn des Klimakteriums. Die Wechseljahre selbst rufen keine Beschwerden hervor. Der vorherige Lifestyle, die körperlichen Belastungen, der Erschöpfungszustand, sowie das seelische Wohlbefinden entscheiden letztendlich über das Ausmaß der Beschwerden.

Es gibt verschiedene Ursachen für klimakterische Beschwerden. Als erstes spielt dabei die körperliche Verfassung eine wichtige Rolle. Insbesondere der Yin- und Blutzustand der Milz, Leber, Niere und des Herzens sind dabei sehr wichtig. Die emotionale Verfassung beeinflusst die Stärke der Symptome ebenfalls mit. Sind eher Ablehnung und Verlustgefühle im Vordergrund, so sind die Symptome des Klimakteriums deutlich verstärkt und der Leidensdruck besonders erhöht.

Daher muss man bei der Behandlung im Klimakterium die mentale Situation berücksichtigen.

Ein weiterer Faktor für klimakterische Beschwerden ist, dass es mit dem Versiegen der Menstruation vermehrt zu Stagnationen im Qi- und Blut-Fluss kommt. Es kommt zu Blutstagnationen und zu Qi-Stagnationen in verschiedenen Funktionskreisen. Das Auf- und Absteigen von Substanzen ist aus dem Gleichgewicht. Durch die Stagnationen entsteht zusätzlich Hitze im Körper. Es zeigen sich Beschwerden wie Reizbarkeit, Unruhe, Schlafprobleme, Hitzewallungen, Depressionen, u.v.m.

Zur Besserung bzw. Vorbeugung von klimakterischen Beschwerden kann die Änderung des Lebensstils sehr hilfreich sein, um die Körpersäfte und das Yin besser zu schützen und zu nähren.

Auch hilft die Vermeidung von Anspannung, Überarbeitung und körperlicher Erschöpfung. Weiterhin sollten nach Möglichkeiten tief gehende Emotionen wie Anspannung, Frust, Ärger und Wut nicht lange Zeit bestehen.

Ausgeglichene Ruhe- und Schlafphasen schützen und nähren das Yin. Regelmäßige körperliche Bewegung und Sport wirken ebenfalls lindernd. Kaffee, Alkohol und Zigaretten sollten reduziert oder am besten ganz vermieden werden, denn sie fördern Wärmeprozesse bzw. Hitze im Körper und trocknen die Körpersäfte aus.

Mit Hilfe der Traditionellen Chinesischen Medizin kann für die oben aufgeführten Beschwerdebilder Linderung geschaffen werden. Dazu sind sowohl die Akupunktur als auch die Chinesische Kräutertherapie gut geeignet. Insbesondere mit Hilfe der Chinesischen Kräuter lassen sich diverse Beschwerdebilder und Syndrome deutlich bessern und dem Körper kann im jeweiligen Lebensabschnitt geholfen werden, wieder ins Gleichgeweicht zu kommen.