Heuschnupfen und Akupunktur

 

Der Frühling grüßt uns seit wenigen Wochen mit all seinen schönen Facetten. Die Sonne strahlt, die Natur blüht auf, die einen können es kaum erwarten und für den Allergiker ist diese Zeit leider der pure Alptraum.

Verstopfte kribbelnde Nase, reichlich viel Nasensekret, häufiges Niesen, oft begleitet von Kopfschmerzen und in einigen Fällen sind auch die Augen betroffen. Sie jucken und tränen. Viele Betroffene sind durch die ständige Belastung im Alltag emotional gereizt. Circa 20% der Allergiker leiden zusätzlich unter allergischem Asthma. Die Heuschnupfensymptome können Wochen bis Monate dauern und ziehen dem Betroffenen viel Energie und Nerven ab.

Es gibt zwei Formen der allergischen Rhinitis, die saisonale (Jahreszeit abhängige) und die perennische (nicht Jahreszeit abhängige) Rhinitis.

Die saisonale allergische Rhinitis tritt im Frühjahr, Sommer, oder im Herbst auf. Die Allergene sind Bäume, Gräser, Kräuter etc. in der Luft.

Die perennische allergische Rhinitis tritt das ganze Jahr auf und ist nicht saisonal abhängig, ihre Symptome sind das ganze Jahr über präsent. Die Allergene sind hier meist Staub, Hausstaubmilben, Pilzsporen, Tierhaare, wie vom Hund, oder Katzen. Und bei wenigen Betroffenen können auch Duftstoffe Auslöser sein.

 

Die allergische Rhinitis in der westlichen Medizin

Die allergische Rhinitis ist eine überschießende Reaktion des Immunsystems. Eigentlich für den Körper harmlose und alltägliche Substanzen werden vom Immunsystem als schädlich erkannt und bekämpft. Diese Überreaktion führt dann zu den bekannten Symptomen eines Allergikers. Wird die Allergie von Pollen ausgelöst, wird sie Heuschnupfen genannt.Ich möchte an dieser Stelle den Heuschnupfen nicht weiter aus der westlichen Medizin erläutern, da ich in meinem Artikel intensiv den Heuschnupfen aus der Sicht der TCM beleuchten möchte.

 

Heuschnupfen (allergische Rhinitis) in der Chinesischen Medizin

Schaut man sich die klassische Syndromlehre in der Traditionellen Chinesischen Medizin an, so gibt es keine konkrete Zuordnung für das Erscheinungsbild des Heuschnupfens. Das Beschwerdebild des Heuschnupfens ist eine Mischung aus verschiedenen Syndromen und mehreren betroffenen Leitbahnen. Es gibt jedoch einige Pathomechanismen und Disharmonien im Qi-Fluss, warum es zum Heuschnupfen kommt.

1) Wei-Qi Schwäche (schwaches Abwehr-Qi, gleichzusetzen mit dem Immunsystem),

2) Lungen-Qi-Schwäche und Milz-Qi-Schwäche,

3) Eindingen von pathogenen Faktoren, wie Wind, Hitze, oder Wind-Hitze, Kälte, Wind-Kälte und Feuchtigkeit

4) Nieren-Qi Schwäche (schwache angeborene Konstitution und familiäre erbliche Belastungen)

 

Heuschnupfen im Detail gemäß TCM erklärt:

Nach der Lehre der Traditionellen Chinesischen Medizin ist die Grundlage von Allergien eine Wei-Qi-Schwäche, d.h. die Abwehrkräfte des Körpers sind geschwächt. Das Wei-Qi ist ein Aspekt der Funktionskreise der Lunge (Metall-Element) und der Niere (Wasser-Element) in der TCM. Das Abwehr-Qi (Wei-Qi) zirkuliert im Körper und hat die Aufgabe den Körper zu erwärmen und vor Eindringen der äußeren pathogenen Faktoren zu schützen. Die Wei-Qi-Schwäche ist in meisten Fällen angeboren, oder später erworben, wie durch Erschöpfung der eigenen Kraftreserven. Liegt eine Wei-Qi-Schwäche vor, so können viel schneller Pathogene in den Körper eindringen und stören den normalen Qi-Fluss im Körper.

Die äußeren Pathogene Faktoren (Wind, Hitze,Kälte,etc.) spielen genauso eine wichtige Rolle beim Heuschnupfen.

Dringt wiederholt Wind-Kälte in den Lungenmeridian ein und wird nicht adäquat behandelt, so staut sich das Lungen-Qi (Qi, was im Lungenmeriadian zirkuliert) und damit kann das Qi in den oberen Atemwegen nicht ungehindert zirkulieren. Infolgedessen ist der Qi-Fluss in der Lunge und in den Atemwegen gestört. Es kommt zu Atembeschwerden. Sind noch zusätzlich Pathogene wie Wind, Wind-Kälte, Hitze, oder Wind-Hitze im Körper, so belasten zusätzlich die Qi-Bewegung und verstärken die Symptomatik.

Man kann sich das bildlich wie folgt vorstellen: Die Lunge ist wie ein Gefäß, wo das Qi der Leitbahnen und das Wei-Qi zirkuliert. Ist das eigene Lungen-Qi und/oder Wei-Qi schwach, ist weniger Schutz vor schädigenden pathogenen Faktoren vorhanden. Kommt von Außen noch was dazu, ist das Gefäss Über-Voll und der Füllstand stört die normale Funktion. Es kommt zu Atembeschwerden und Völlegefühl in der Brust. Der zweite Pathomechanismus ist das Vorliegen eines pathogenen Faktors. Mit dem Faktor Wind dringt entweder Kälte, oder Hitze in die Leitbahnen ein und zeigt sich im Gesichstbereich. Die Hitze macht den Juckreiz in den Augen und das Kribbeln in der Nase, und das Nasensekret wird durch die Hitze zäh. Wenn mehr Kälte im Vordergrund ist, so ist reichlich helles Nasensekret vorhanden, der Schleim fließt spontan und die Augen tränen stark. Der Schleim beim Heuschnupfen ist die Manifestation von Feuchtigkeit im Körper.

Die Ursache der Feuchtigkeit liegt energetisch betrachtet in der Funktionsstörung der Milz. Denn die Milz ist mit dem Magen (gehören beide Organe dem Element-Erde) zusammen am Umwandlungs- und Aufnahmeprozess unserer Nahrung beteiligt. Die Nahrung wird in die körpereigene Energie (Qi) transformiert. Falsche Ernährungsgewohnheiten, unregelmäßiges Essen, qualitativ schlechte Nahrung schwächen die Milz, es bildet sich Feuchtigkeit. Die übermäßige Feuchtigkeit begünstigt die Schleimproduktion. In der Traditionellen Chinesischen Medizin heißt es, „die Quelle des Schleims ist die Milz und der Behälter ist die Lunge“. Und genauso verhält es sich beim Heuschnupfen.

 

Die Akupunktur beim Heuschnupfen

Bei der Behandlung von Heuschnupfen verfolgt die TCM und die Akupunktur zwei verschiedene Ansätze

1) während der Pollenflug-Zeit liegt der Schwerpunkt der Behandlung auf der Linderung der Symptomen, und dem Ausleiten der Pathogenen Faktoren, wie Hitze und Wind, Kälte und Feuchtigkeit. Je nachdem welcher pathogener Faktor vorliegt.

2) außerhalb der Pollenflug-Zeit wird die Konstitution des Patienten gestärkt und je nach betroffenem Element und Leitbahn diese gestärkt und die zugrunde liegende Schwäche behandelt. Neben der Akupunktur können Kräuterrezepturen, Ernährungsumstellung und Gesundheitspflege des Patienten sehr hilfreich sein.

 

Wann sollte der Heuschnupfen behandelt werden?

Während der Saison und wenn Symptome stark plagen 2-3x wöchentlich, bis zur Symptomerleichterung und bis Symptomfreiheit. Es ist sinnvoll in dieser Zeit neben der TCM ergänzend mit der Ohrakupunktur zu arbeiten und Dauernadeln ins Ohr zu setzen. Gerade die Ohrakupunktur kann in der schlimmen Phase gut unterstützen. Im Ohr gibt es Reflexzonen, um das Immunsystem zu aktivieren und andere Zonen um die Histamin- Ausschüttung zu reduzieren. Das Hormon Histamin ist Schuld an der Überreaktion des Immunsystems bei der Allergie.

In der pollenfreien Zeit sollte die Akupunktur etwa zwei Monate vor Beginn der Heuschnupfensaison durchgeführt werden, der Behandlungszyklus ist 1x wöchentlich. Mit der Akupunktur ist eine nachhaltige Besserung des Heuschnupfens möglich, in den meisten Fällen wird im ersten Jahr eine Besserung der Beschwerden erreicht und im zweiten Jahr häufig ohne weitere Akupunkturbehandlung ein nachhaltiges positives Ergebnis sichtbar.

Auch die perennische allergische Rhinitis (nicht saisonal gebunden) wird nach dem gleichen Prinzip behandelt, die Behandlung ist hier jahreszeitlich nicht gebunden.

Wird die Konstitution des Betroffenen, das Wei-Qi und der Körper gestärkt und Pathogenese ausgeleitet, herrscht wieder ein ausgeglichenes Energieverhältnis in den Leitbahnen. Der Körper schafft es sich vor dem Eindringen pathogener Faktoren zu schützen und das Qi fließt wieder gleichmäßig und ungehindert in den Leitbahnen.