Männersexualität

 

Sowohl die Sexualität der Frau als auch die des Mannes sind ein fester Bestandteil der Traditionellen Chinesischen Medizin. Es gibt klare Vorstellungen und Anweisungen für eine gesunde und langanhaltende Sexualität. Auch genauso beschäftigt sich die Chinesische Medizin seit Jahrtausenden mit der Sexualhygiene und der Behandlung sexueller Erkrankungen wie Libidomangel, Erektionsstörungen, Ejakulationsprobleme oder Impotenz, uvm.

Der heutige Lifestyle mit den langen Arbeitszeiten, wenig Ruhepausen und mangelnden Ruhemöglichkeiten im Alltag, sowie die hohen Anforderungen im Arbeitsleben- gekoppelt an emotionalem Stress haben eine starke Auswirkung auf die Sexualität des Mannes und seine Reproduktionsorgane. Weitere Faktoren, welche negativ auf die männliche Sexualität wirken, sind u.a. unregelmäßige Ernährung, schlechte Essgewohnheiten, diverse Umwelteinflüsse, zu viel oder zu wenig Sport, sowie chronische Erschöpfungszustände. Alle diese Einflussfaktoren können sich in Form diverser Probleme in der Sexualität zeigen.

 

Die Männersexualität in der Traditionellen Chinesischen Medizin

Folgend erläutere ich knapp die Physiologie und Pathologie der am häufigsten betroffenen Organe und Organsysteme des Urogenitalsystems und ihre Wirkung auf die männliche Sexualität nach der Traditionellen Chinesischen Medizin

Es gibt in der Chinesischen Medizin Reifezyklen sowohl in der Entwicklung des Mannes als auch der Frau. Die Entwicklung erfolgt bei der Frau im sieben-Jahresrhythmus, beim Mann hingegen in acht-Jahreszyklen. Diese Zyklen sind eng mit der sexuellen Reifung verbunden und beschreiben die Reproduktionsentwicklung des Menschen, unter anderem die Potenzentwicklung beim Mann und die sexuelle Aktivität in dem jeweiligen Lebensabschnitt. Es gibt je nach Reifezyklus allgemeine Empfehlungen bzgl. der sexuellen Aktivität. Es gibt sogar Angaben über Alter und gesunde sexuelle Frequenz. Auch wird die Potenz altersentsprechend definiert. Hierzu existieren Jahrtausend alte Quellen und Aufzeichnungen.

In der Chinesischen Medizin hängt die Potenz stark vom Alter des Mannes und seinem Nieren-Qi ab. Die Niere beinhaltet sowohl das Nieren-Yang als auch das Nieren-Yin und das Jing (Essenz). Dabei steht das Nieren-Yang im Allgemeinen für den aktiven Part der Sexualität und das Nieren-Yin eher zum Teil für die Flüssigkeiten. Das Nieren-Yang und das Nieren-Yin stehen für verschiedene Qualitäten und Aufgaben in der Sexualität.

Die Niere liefert die Grundlage für die Reproduktionsvorgänge und für die Pubertät, sie stellt also die sexuelle Kraft und Potenz bereit. Sie speichert die Essenz (Jing), welche die Basis aller Reifungsprozesse ist und mitunter hormonelle Abläufe steuert. Sie bestimmt unsere angeborene Konstitution, die Entwicklung, die sexuelle Reifung und hat entsprechend eine starke Auswirkung auf die Sexualorgane, Fortpflanzung und Vitalität eines Mannes. Die sexuelle Lust, d.h. Libido, wird übrigens auch der Niere zugeordnet.

Deshalb ist es wichtig, sowohl das Nieren-Qi (Nieren-Yang und Nieren-Yin) als auch die Essenz (Jing) zu schützen und eventuelle Verluste aufzufüllen.

Schädigend für die Niere und das Jing sind exzessiver Sex mit viel Ejakulatsverlust, chronische körperliche Erschöpfung ohne Erholung, chronische Erkrankungen und Extremsport. Auch negative Emotionen wie Schock, Schreck oder Angst reduzieren die Nieren-Energie und das Jing. Symptomatisch zeigt sich die Nieren-und Jing-Schwäche als reduziertes sexuelles Verlangen, Libidoverlust, Impotenz, Sterilität, vorzeitiger Samenerguss (Ejaculatio praecox), nächtlicher Samenverlust, Samenverlust ohne Erektion und Orgasmus, Schmerzen und Wundheitsgefühle in den Lenden, wässriger Samen, schlecht bewegliche Spermien, niedrige Spermienmenge, u.v.m.

 

Wichtige Organe für die Männersexualität in der Traditionellen Chinesischen Medizin

Zusätzlich neben der Niere spielen weitere Organe in der Traditionellen Chinesischen Medizin eine wichtige Rolle für die sexuelle Kraft und für die Libido. Die wichtigsten sind das Herz, die Milz und die Leber.

 

Das Herz:

Das Herz beherbergt den Geist (Shen) und hat eine tiefe Verbindung zu den Gefühlen, den Wünschen und zum Begehren. Das Herz beherrscht außerdem die Blutgefäße und das Blut und reguliert somit die Blutzirkulation. Bei einer Pathologie des Herzens zeigt sich das evtl. als Blutmangel, oder als Störung der Durchblutung bzw. der Blutverteilungsfunktionen. Daraus resultiert eine Mangeldurchblutung im Körper, was natürlich mit einer schlechten Blutversorgung der Geschlechtsorgane mit möglichen Folgen für die Sexualität einhergeht. Schließlich ist eine gute Gefäßversorgung und Verteilung des Blutes für die gesunde Erektion wichtig.

 

Die Milz:

Die Milz bildet gemeinsam mit dem Magen aus der aufgenommenen Nahrung das Qi (Lebensenergie) und das Blut. Sie bildet außerdem Körperflüssigkeiten, wozu auch die Spermien zählen. Deshalb ist die Milz wichtig für die Qualität und Quantität des Samens. Daraus erklärt sich auch der Ansatz der Chinesischen Medizin, über die Ernährung die Produktion und Qualität der Spermien zu fördern und zu beeinflussen.

Folgende Lebensgewohnheiten schwächen die Milz und beeinträchtigen ihre Funktionen: übermäßiges geistiges Arbeiten, unregelmäßige Ernährung, einseitige Ernährungsgewohnheiten, viel Rohkost und kalte Lebensmittel, zu späte Mahlzeiten, viele Milchprodukte, starkes geistiges Grübeln, etc. Für die Sexualität bedeutet eine schwache Milz: schlechte Spermienqualität, trüber Samen, Ödeme und Feuchtigkeitseinlagerungen im Genitalbereich.

Die Milz produziert die Fülle des Fleisches. So kann bei einer schwachen Milz auch der Penis schrumpfen. Liegt eine chronische Milz-Qi-Schwäche über einen längeren Zeitraum vor, wird weniger Blut gebildet. Ist das Blut deutlich schwach, können zum Beispiel weitere Symptome wie niedrige Spermienzahl oder Spermien mit kurzer Lebensdauer auftreten.

 

Die Leber:

Auch die Leber und die Leber-Leitbahn sind überaus wichtig für die männliche Sexualität. Die Leber-Leitbahn durchläuft in ihrem Verlauf die äußeren Genitalien, den Hoden und den Penis. Die Leber kontrolliert die Sehnen und Bänder und versorgt diese. Entsprechend wird der Penis in manchen TCM-Quellen als Ahnen-Sehne bezeichnet. Die Leber ist Desweiteren dafür zuständig, das Blut zu speichern sowie einen geschmeidigen und freien Qi- und Blutfluss im ganzen Körper zu sichern. Sie kontrolliert das Gefühl des "Loslassens" beim Sex. Übermäßige Wut, Frust und emotionaler Stress führen zur Beeinträchtigungen der Leber und verursachen eine Leber-Qi-Stagnation. Bildlich gesehen wird dann das Qi der Leber eingeschnürt, sodass der gesamte Qi- und Blutfluss im Körper nicht gleichmäßig und frei passieren kann. Dies bewirkt, dass sowohl das Qi als auch die Blutversorgung nicht mehr optimal gewährleistet sind. Da die Genitalien mitunter von der Leber versorgt werden, können sexuelle Funktionsstörungen auftreten.

Dies bedeutet konkret: Schwierigkeiten beim Ejakulieren oder eingeschränktes Lustgefühl. Die Erektion wird entweder nicht aufgebaut oder nicht lange gehalten. Es können sich auch zusätzliche emotionale Symptome wie Ärger und Frust beim Geschlechtsverkehr, Schmerzen im Genitalbereich u.v.m. zeigen.

Besteht die Leber-Qi-Stagnation über einen langen Zeitraum, entwickelt sich mitunter Feuchtigkeit und Hitze in der Leber. Jetzt kommen Symptome wie Juckreiz, Schwellungen und Ödeme im Genitalbereich hinzu. Viel zu schneller Samenerguss oder starkes gesteigertes sexuelles Verlangen können ebenso als Folge der Feuchten-Hitze auftreten. Zusätzlich ist Hitzegefühl in den Genitalien möglich. Zu fettiges Essen und regelmäßiger Alkoholkonsum oder Drogen können ebenso eine Feuchte-Hitze in der Leber begünstigen und diese Symptome verstärken.

Es gibt noch diverse weitere Ursachen und Entstehungsmechanismen, die sich auf die Sexualität auswirken können. Es können mitunter äußere pathogene Faktoren, wie Wind, Kälte, Feuchtigkeit, Hitze, Sommer-Hitze in die Meridiane bzw. in den Körper eindringen und Leitbahnen blockieren und zur Beschwerden in den Sexualorganen führen.

Die Sexualität des Mannes ist also wie oben geschildert abhängig von vielen Faktoren. Es spielen sowohl die emotionale Verfassung als auch der Lifestyle, die Gesundheitspflege des Einzelnen und Umweltfaktoren eine Rolle. Die angeborene körperliche Konstitution und eventuelle Schwächen können die Sexualität ebenso beeinflussen.

Ein Nachlassen der sexuellen Kraft und der Lust ist ein physiologischer Prozess im zunehmendem Alter.

 

Die Störungen lassen sich in der TCM mit Hilfe der chinesischen Arzneimitteltherapie und der Akupunktur behandeln, aber genauso sollten begleitend Lebensgewohnheiten mit in die Behandlung einbezogen werden.